Ein Einblick in die Ausstellung

Das Franz Kafka Museum wurde im Sommer 2005 im beeindruckenden Gebäude der Hergetova-Ziegelei am Kleinseitner Moldauufer in Prag eröffnet.
Franz Kafka kam am 3. Juli 1883 in Prag zur Welt und starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Hoffmann im österreichischen Kierling. Er wurde am 11. Juni 1924 auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Strašnice beigesetzt.

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen – dem Existenziellen Raum und der Imaginären Topografie.

KAFKA IN PRAG. Der Existenzielle Raum 

Die erste Stufe unserer Versenkung in Kafkas Welt zeigt uns, wie die Stadt Prag das Leben des Autors prägte, wie sie ihn beeinflusste, wie sich ihre transfomative Kraft auf ihn auswirkte. Seine Tagebücher und eine umfangreiche Korrespondenz mit Verwandten, Freunden, Verlobten und Verlegern geben davon Zeugnis.

Wir sind gefordert, zu versuchen, die grundlegenden Konflikte in Kafkas Leben zu erkennen und uns vom Blick des Autors selbst leiten zu lassen.

PRAG IN KAFKA. Die Imaginäre Topografie 

Die Art und Weise, wie Kafka seine Stadt darstellt, ist eines der rätselhaftesten Unterfangen in der modernen Literatur. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ordnet Kafka den in seinen Romanen und Erzählungen beschriebenen Orten keine Namen zu.

Häufig wurde versucht, den Beweis zu erbringen, dass Kafkas Werk in Prag angesiedelt ist. Man geht vorwiegend davon aus, dass der anonyme Dom in Der Prozess kein anderer als der Sankt-Veits-Dom ist, dass, im letzten Kapitel, der Weg Josef K.s von der Altstadt über die Karlsbrücke zur äußeren Grenze der Kleinseite führt. Es wird auch vermutet, dass in Das Urteil der Kai und die Moldau sowie ihr gegenüberliegendes Ufer von Bendemanns Fenster aus genau so zu sehen ist wie von der Niklasstrasse (heute Pařížská-Strasse) aus, in der die Familie Kafka im Jahr 1912 wohnte. Man bemühte sich, zu belegen, dass die Topografie Prags immer präsent ist, jedoch nicht namentlich genannt wird.

Das ist jedoch nicht von Bedeutung. Kafkas surreale Architektur leistet noch viel mehr. Seine Art zu schreiben ist wesentlich komplexer: Er verwandelt Prag in eine imaginäre Topographie, die über einen trügerischen Realismus hinausgeht. Die gespenstische kafkaeske Architektur hat eine andere Funktion. Nicht ein bestimmtes Büro, eine Schule, ein Gymnasium, eine Universität, eine Kirche, ein Gefängnis oder ein Schloss ist wichtig, sondern die Bedeutung dieser Gebäude als topologische Metaphern und allegorische Orte.

© Franz Kafka Museum 2014 ; Author: Jan Trakal

Ausstellung

Die Dauerausstellung gewährt einen Blick in die Welt des berühmten Pragers Franz Kafka (1883-1924), einer der bedeutendsten Figuren der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts.

Ausgestellt werden:

  • alle Erstauflagen der Werke Kafkas
  • Korrespondenz, Tagebücher, Manuskripte, Fotografien und Zeichnungen
  • dreidimensionale Exponate
  • eigens für die Ausstellung entstandene audiovisuelle Stücke sowie ein Soundtrack

 

Eintritt und Informationsmaterial

Lebenslauf von Franz Kafka

3. Juli 1883 – Franz Kafka wird als ältester Sohn des Großhändlers für Galanteriewaren, Hermann Kafka (1852-1931), und dessen Frau Julie, geborene Löwy, (1856-1934), in der Prager Altstadt geboren.

 

Das Geburtshaus des Schriftstellers, das Haus Zum Turm, befand sich an der Kreuzung der beiden Strassen Maiselova und U Radnice, heute als Franz-Kafka-Platz bekannt. Es wurde später bei einem Brand bis auf das Portal vollständig zerstört. Die Gedenkbüste an der Hausfassade ist ein Werk des Künstlers Karel Hladík aus dem Jahr 1966.
Franz Kafka hatte fünf jüngere Geschwister. Die Brüder Georg (1885-1886) und Heinrich (1887-1888) starben als Kleinkinder. Die Schwestern Gabriele (Elli, 1889-1941), Valerie (Valli, 1890-1942) und Ottilie (Ottla, 1892-1943), Kafkas Lieblingsschwester, wurden im Minuta-Haus am Altstädter Ring geboren.
  • 1889-1893

    Kafka besucht die Deutsche Knabenschule in der Masná-Strasse.

  • 1893-1901

    Kafka besucht das Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache im Hinterhaus des Golz-Kinský-Palais am Altstädter Ring.
    Zu seinen Mitschülern und Freunden zählten der spätere Kunsthistoriker Oskar Pollak, der Dichter und Journalist Rudolf Illový, der Philosoph Hugo Bergmann und der Sohn des Direktors der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Ewald Felix Příbram.

  • 1901-1906

    Kafka studiert Rechtswissenschaft an der deutschsprachigen Karl-Ferdinands-Universität. Er besucht außerdem Vorlesungen der Germanistik und Kunstgeschichte.

  • 1902

    Max Brod, ebenfalls Student an der Karl-Ferdinands-Universität, begegnet Kafka zum ersten Mal in der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. Die Freundschaft zwischen Franz Kafka und Max Brod hielt bis zum Tode Kafkas im Jahr 1924.

  • 1904

    Kafka wird Mitglied des „Prager Kreises“, einem informellen Club deutsch schreibender Prager Schriftsteller. Max Brod machte Kafka mit dem Philosophen und Zionisten Felix Weltsch und dem Schriftsteller Oskar Baum bekannt.

  • 1904-1905

    Kafka schreibt seine erste Erzählung, Beschreibung eines Kampfes, die posthum veröffentlicht wurde.

  • 1905-1906

    Kafkas erster Urlaubs- und Erholungsaufenthalt in einem Sanatorium in Zuckmantel

    Im Laufe seiner Schulzeit verbrachte er auch Erholungsferien an den Flüssen Moldau, Beraun und Sazava oder besuchte seinen Onkel Siegfried in Triesch.

  • 1906

    Kafka wird zum Doktor der Rechte promoviert.

  • 1906-1907

    Einjähriges obligatorisches Praktikum am Gericht in Prag

  • 1907

    Auf Empfehlung seines Onkels mütterlicherseits, Alfred Löwy, beginnt Kafka für die Assicurazioni Generali an der Ecke Wenzelsplatz/Jindřišská Strasse zu arbeiten.

  • August 1908-1922

    Kafka arbeitet, zunächst als Rechtsreferendar, in der Arbeiter-Unfall-Versicherung für das Königreich Böhmen in der Na Pořiči Strasse 7/1075. Zum Zeitpunkt seiner krankheitsbedingten frühzeitigen Pensionierung im Jahr 1922 bekleidete er den Posten des Obersekretärs.

    Das gespaltene Verhältnis zu seiner Arbeit wird in seiner Korrespondenz deutlich: „Mein Posten ist mir unerträglich, weil er meinem einzigen Verlangen und meinem einzigen Beruf, das ist die Literatur, widerspricht.“ Gleichzeitig war er jedoch stolz auf seine Arbeit und auf seine Aufstieg in der Hierarchie der Versicherungsanstalt.

  • 1908

    Kafka veröffentlicht seine ersten Texte in der Münchner Zeitschrift Hyperion und acht Fragmente seiner frühen Prosa erscheinen in Brods Almanach Arkadia. Er schrieb auf Deutsch, sprach jedoch auch Tschechisch und Französisch. Später lernte er außerdem Hebräisch.

  • 1909-1912

    Kafka reist mit Max Brod durch Europa (Norditalien, Paris, Weimar). Zu dieser Zeit beginnt er seine Tagebücher zu schreiben. Er verlängert seine Auslandsreisen mit Aufenthalten in den Naturheilsanatorien in Erlenbach (1911), Jungborn (1912) und Riva (1913).

  • 1911

    Kafka besucht Vorstellungen der jüdischen Theatergruppe aus Lemberg, die in jenem Jahr Gastspiele in Prag gab. Diese Begegnung war wesentlich für Kafkas Verhältnis zum Judentum und zur jüdischen Kultur.

  • 1912

    Kafka beginnt mit der Arbeit an seinem ersten Roman Der Verschollene und anderen Prosatexten, unter ihnen Das Urteil, Die Verwandlung und Grosser Lärm. Ein Sammelband mit 18 kurzen Prosatexten wird im Dezember unter dem Titel Betrachtung veröffentlicht.

  • In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg besuchte Kafka die Vorträge im Prager Salon von Berta Fanta im Haus Nr.3 am Altstädter Ring, dessen Fassade das Relief eines Einhorns schmückt. Es war der Treffpunkt führender Intellektueller, die über neue Konzepte aus zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen diskutierten (Psychoanalyse, Relativitätstheorie, transfinite Zahlen, Quantentheorie und andere). Neben Kafka zählten der Physiker Phillip Frank, der Philosoph Christian von Ehrenfels, der Mathematiker Gerhard Kowalewski, der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner und sogar Albert Einstein, der damals in Prag lehrte, zu den häufigen Gästen.

  • August 1912

    Kafka lernt Felice Bauer kennen. Ihre Beziehung und ihr Briefwechsel mit mehr als 500 Postkarten und Briefen währte bis 1917. Kafka machte Felice in dieser Zeit zwei Heiratsanträge, löste die Verlobung aber jedes Mal wieder. 1914 lernt er Grete Bloch, eine Freundin seiner Verlobten kennen.

  • 1914

    Kafka verlässt sein Elternhaus und mietet eine Wohnung in der Bílkova Strasse, wo er an den Romanen Der Prozess, Amerika, Der Verschollene und dem ersten Kapitel des Buches arbeitet, das später unter dem Titel Der Heizer veröffentlicht werden sollte, sowie an der Erzählung In der Strafkolonie.

  • 1915

    Die Verwandlung wird im Kurt Wolff Verlag in Leipzig veröffentlicht, zunächst unter Mitwirkung des Illustrators Ottomar Starke (1886-1962).

  • 1916

    Kafka mietet ein Zimmer im Goldenen Gässchen Nr. 22 an der Prager Burg, wo er Erzählungen schreibt, die unter dem Titel Ein Landarzt erscheinen. Ein Jahr später veröffentlichte er die Erzählung Ein Bericht für eine Akademie.

  • März 1917

    Kafka mietet eine Wohnung im Schönborn Palais auf der Prager Kleinseite, der heutigen US-Botschaft, wo er die Erzählungen Beim Bau der chinesischen Mauer schreibt, die von einem Bauwerk aus der Zeit Karls IV – der Hungermauer – inspiriert war.

  • August 1917

    Erste Anzeichen von Tuberkulose. Die Krankheit wird zu einem der Hauptgründe für Kafkas Auflösung seiner zweiten Verlobung mit Felice Bauer und besiegelt das Ende ihrer Beziehung. Kafka unternimmt eine Erholungsreise zu seiner Schwester Ottilie nach Siřem (Zürau) im Nordwesten Böhmens, die dort mit ihrem Mann Josef auf einem landwirtschaftlichen Gut lebte.

  • 1918-1923

    Kafkas Sanatoriumsaufenthalte in der Pension Stüdl in Želízy (Schelesen) nahe Mělnik (1918), in Meran (1920), in Matliare in der Hohen Tatra (1921), in Spindlermühle im Riesengebirge (1922) und in Planà nad Lužnicí werden nur noch von kurzen Arbeitsphasen in der Unfall-Versicherungs-Anstalt unterbrochen.

  • Zu den literarischen Kleinoden jener Zeit gehört Kafkas berühmter Brief an den Vater, den er dem Vater jedoch niemals übergab.

  • 1918-1919

    Kafka hat eine Beziehung zu Julie Wohryzek, die er in Želízy kennenlernt. Da Julies Vater gegen die Verbindung war, löste Kafka ihre Verlobung wieder.

  • 1920-1922

    Kafka hat eine Beziehung zu der Journalistin Milena Jesenská, die eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte und die erste Übersetzerin seiner Romane ins Tschechische war.

  • 1922

    Kafka arbeitet an Das Schloss, das 1927 posthum veröffentlicht wurde und an der Erzählung Der Hungerkünstler, das ebenfalls posthum im Jahr 1924 erschien.

  • 1922

    Das Jahr, in dem Kafka in der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt zum Obersekretär befördert wird. Kurz darauf beantragt er aus gesundheitlichen Gründen seine Frühpensionierung.

  • 1923

    In Müritz lernt Kafka Dora Diamant, ein chassidisches Mädchen aus Galizien kennen, eine junge Zionistin aus einer jüdisch-orthodoxen Familie. Dora weckt in ihm erneut den Wunsch, sich in Palästina niederzulassen. Kafka zieht mit Dora nach Berlin, um Abstand von der Familie zu gewinnen und sich auf das Schreiben zu konzentrieren. Dora bemühte sich um ein kreatives Umfeld. Kafka lernte Hebräisch und seine Tagebücher weisen drauf hin, dass er davon träumte, im Land Israel zu leben. Im gleichen Jahr schreibt er die Erzählung Der Bau.

  • 1924

    Kafkas Gesundheitszustand verschlechtert sich. Im März brachten ihn Max Brod und Kafkas Onkel, Siegfried Löwy, von Berlin nach Prag ins Haus seiner Eltern am Altstädter Ring. Dort arbeitete er an der Erzählung Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse. Im April reisten Kafka, Dora Diamant und sein Arzt Robert Klopstock ins Sanatorium nach Kierling bei Klosterneuburg in Niederösterreich.

  • 3. Juni 1924

    Kafka stirbt an Kehlkopftuberkulose

  • 11. Juni 1924

    Kafka wird in der Familiengruft auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Strašnice beigesetzt. Der Grabstein wurde von dem Architekten Leopold Ehrmann gestaltet.

Eintrittspreise

CZK 300 – Erwachsene
CZK 220 – Studenten, Rentner und Schwerbehinderte
CZK 800 – Familie (2 Erwachsene, 2 Kinder)

Wir empfehlen Ihnen einen Rundgang mit unserem professionellen (Buchung mindestens 7 Tage im voraus). Unsere Führungen bieten wir in diesen Sprachen an: Tschechisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch.

Besichtigung mit einem Ausstellungsführer: Eintrittspreise + CZK 1000

 

Ergänzend zur Ausstellung bieten wir eine Karte von Franz Kafkas Prag (60 CZK) in den folgenden Sprachen (oder laut aktuellem Angebot): Tschechisch, Englisch, Deutsch , Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Japanisch, Koreanisch, Chinesisch, Türkisch und Hebräisch.

Das Gesetz über die Registrierung von Erlösen verpflichtet den Verkäufer dem Käufer eine Quittung auszustellen. Die erhaltenen Erlöse müssen online bei der Steuerverwaltung registriert werden; im Falle einer technischen Störung spätestens innerhalb von 48 Stunden.

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Kontakt

HERGETOVA CIHELNA

Cihelná 2b
118 00 Prag 1 – Kleinseite
Büro/Shop – Tel.: +420 257 535 373
Ausstellung – Tel. +420 257 535 507
E-Mail (Büro, Shop, Reservierung): office@kafkamuseum.cz
Öffnungszeiten – geöffnet täglich – 10.00 – 18.00.

     

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Der Weg zum Museum